Mittwoch, Mai 1

Bauwirtschaftskrise: Politik gefordert, klare Vorgaben zu schaffen

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Die Baukonjunktur in Deutschland ist durch hohe Baupreise und verschlechterte Finanzierungsbedingungen, insbesondere im Wohnungsbau, beeinträchtigt. Lediglich der Tiefbau kann den Einbruch beim Bauvolumen abfedern. Im Jahr 2024 wird sich die Lage weiter verschlechtern, da die nominalen Ausgaben für Bauleistungen erstmals seit der Finanzkrise abnehmen werden. Die Prognose geht von einem Minus von 3,5 Prozent aus, im Wohnungsbau sogar von 5,4 Prozent. Erst im Jahr 2025 wird sich die Lage voraussichtlich stabilisieren, wodurch das Ziel, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu bauen, in weite Ferne rückt. Diese Ergebnisse wurden vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) in seiner diesjährigen Bauvolumenrechnung veröffentlicht.

Wohnungsneubau: Hinkt weiterhin hinterher

Laut Studienautorin Laura Pagenhardt wird der Einbruch in der Bauwirtschaft voraussichtlich länger andauern als erwartet. Das Bauvolumen wird in diesem Jahr voraussichtlich sogar stärker zurückgehen als im Vorjahr. Erst im kommenden Jahr wird voraussichtlich wieder ein kleines Plus erzielt werden, während der Wohnungsneubau weiterhin hinterherhinkt. Studienautor Martin Gornig erwartet, dass der Wohnungsbau noch ein weiteres schwieriges Jahr bevorsteht.

Die miserable Lage in der Bauwirtschaft ist hauptsächlich auf den enormen Anstieg der Baupreise und die Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückzuführen. Diese Veränderungen haben sich schnell auf die Zinsen für Wohnbaukredite ausgewirkt und machen es insbesondere privaten Haushalten schwer, die Finanzierungsbedingungen zu bewältigen. Dadurch werden Neubauprojekte eingeschränkt, storniert oder gar nicht erst begonnen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist jedoch erkennbar durch die stabilisierenden Auftragseingänge.

Bauwirtschaft braucht klare Vorgaben zur Förderprogramm-Verunsicherungsbeseitigung

Um die Bauwirtschaft wieder anzukurbeln, fordert Laura Pagenhardt, dass die Politik die Verunsicherung über die Förderprogramme schnellstmöglich beseitigt. Dies betrifft insbesondere die Förderprogramme für energieeffiziente Gebäudesanierung sowie den Wohnungsneubau. Die unterschiedlichen Wachstumsaussichten erfordern Anpassungen und Umstrukturierungen seitens der Bauunternehmen.

Durch die Nutzung der freiwerdenden Kapazitäten im Wohnungsbau für die energetische Sanierung von privaten und öffentlichen Gebäuden können wichtige Fortschritte erzielt werden. Die Politik sollte diese Umstrukturierung aktiv unterstützen, indem sie beispielsweise Kurzarbeitergeld und Ausbildungsförderung bereitstellt, um den Unternehmen in schwierigen Zeiten unter die Arme zu greifen. Gleichzeitig darf das Ziel, neue Wohnungen zu bauen, nicht aus den Augen verloren werden.

Umstrukturierung in der Bauwirtschaft zur Bewältigung der Herausforderungen

Die Bauwirtschaft in Deutschland steht vor großen Herausforderungen, insbesondere im Wohnungsbau. Hohe Baupreise und verschlechterte Finanzierungsbedingungen belasten die Branche, während das Bauvolumen abnimmt. Um diese Situation zu verbessern, fordert die Politik klare Vorgaben und die Beseitigung der Verunsicherung über Förderprogramme. Gleichzeitig ergeben sich Chancen für die energetische Sanierung von privaten und öffentlichen Gebäuden, indem freie Kapazitäten im Wohnungsneubau genutzt werden. Die Politik sollte die Bauwirtschaft bei der Umstrukturierung unterstützen, um diese schwierige Zeit zu überbrücken und das Ziel des Wohnungsbaus nicht aus den Augen zu verlieren.

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